Am 22. April 2022 fand die erste DLC-Veranstaltung des Jahres statt: Auf Einladung von Petra Höfinger, Geschäftsführerin von ART for ART, besichtigten wir die Dekorationswerkstätten im Arsenal. Hier erhalten Sie einen informativen Einblick in die spannende Exkursion.
Auf Einladung von Petra Höfinger, Geschäftsführerin von ART for ART, finden wir uns an einem regnerischen Freitagmorgen in der außergewöhnlichen Umgebung der alten Backsteinbauten im Arsenal ein. Nach einer kurzen Begrüßung lässt uns Petra Höfinger in die Welt von Kunst und Handwerk in den Bühnenwerkstätten der Österreichischen Bundestheater eintauchen.
Zunächst ermöglicht uns Hendrik Nagel, Leiter der Dekorationswerkstätten, tiefe Einblicke in den Bühnenbau. Wir sehen, wie mit einfachen Materialien die Bühnenbilder und Theaterkulissen entstehen – zuerst als kleines Modell, und dann im Maßstab 1:1 realisiert.
Auch kleine Geheimnisse werden verraten. Zum Beispiel, dass der schwere Samtvorhang, den wir sehen, mit Hilfe von unzähligen Ösen, gespannten Fäden und Sandsäcken so vorbereitet wird, dass er sich elegant aufziehen lässt – und perfekt in Falten fällt. Oder dass riesige, wie in Stein gehauene Skulpturen in Wirklichkeit nur aus Styropor oder gezogenem Kunststoff bestehen. Die Gratwanderung zwischen künstlerischem Anspruch, technischen Möglichkeiten und Kosten erfordert eine laufende Abstimmung und viel Fingerspitzengefühl aller Beteiligten.
Anschließend führt uns Roman Strasser, der Zuständige für die Liegenschaft, durch das Kulissenlager. Dorthin gelangen wir einem Aufzug, in dem die Ladung eines ganzen LKW Platz hat – und sehen Requisiten aus den unterschiedlichsten Theaterstücken: Etwa die PKWs aus Carmen, Möbel aller Zeitepochen oder Ritterrüstungen in der Waffenkammer.
Genau zum richtigen Zeitpunkt kommen wir in den Hof und können dem Entladevorgang eines ART for ART LKW zusehen, der direkt am Aufzug andockt. Die Kulissen – je nach Möglichkeiten des Theaters in unterschiedlichen Größen – werden auf Spezialpaletten in den Aufzug verladen, um wieder eingelagert zu werden. Der logistische Aufwand der Österreichischen Bundestheater ist groß: Jeden Tag steht ein anderes Stück auf dem Spielplan, dazwischen finden vormittags Proben für andere Produktionen statt.
Neben den Dekorationswerkstätten im Arsenal gibt es auch noch das große Lager in Haringsee im Marchfeld, den Kostümfundus in Wien 14 und die Schneiderei in der Goethegasse mit einem unterirdischen Verbindungsgang für die Künstler der Wiener Staatsoper – damit die Stars trockenen Fußes zur Anprobe huschen können. Die Dekorationswerkstätten arbeiten jedoch nicht ausschließlich für die eigenen Häuser, sondern fertigen auch Bühnenelemente für andere Aufführungen an. Für finanzkräftiges Publikum stellt ART for ART die Räumlichkeiten auch zum Anmieten für private Feste in großem Stil und außergewöhnlichem Ambiente zur Verfügung.
Es war ein großartiger Einblick in die Welt des Theaters, der uns gezeigt hat, wie viel Aufwand hinter den Produktionen steckt – und Lust auf einen Theaterbesuch macht!